Mitteldeutsche Zeitung vom 29./30. April 2017
Im Naumburger „Gasthof Zufriedenheit“ kommen Klassiker in neuer Interpretation auf den Teller - was für so manche Überraschung sorgt.
Alles so stilvoll. Das geht einem beim Eintreten ins noch junge Restaurant „Zufriedenheit“ in Naumburg sofort durch den Kopf. Nur wenige Schritte vom Dom gelegen, fügt sich das neue Haus sehr gut in die schicke Fassadenzeile am Steinweg. Drinnen dominieren Grau- und Holztöne - modern, hochwertig, gewählt dekoriert. Aber keinesfalls abgehoben. Ähnlich könnte man das kulinarische Konzept des zu einem Hotel gehörenden Restaurants beschreiben, das seinen Namen nach einem Gasthof bekam, der einst an gleicher Stelle einlud. Heute will man hier vor allem Klassisches anbieten - aber nicht so, wie es immer war, sondern oft in unerwarteter Interpretation.
Nach dem Gruß aus der Küche, Brot mit frischer Zitronenbutter, geht es auch schon los mit den besonderen Köstlichkeiten. Ein Petersilienwurzel-Süppchen, Auftakt des an dem Tag angebotenen Spezial-Menüs (drei Gänge, 38 Euro), klingt erst einmal nicht überaus aufregend. Wären da nicht die Lammstücke, die es veredeln. Und der toll herausgearbeitete Geschmack der Petersilienwurzel. Das ist alles andere als ein schnödes Vorsüppchen.
Auf der anderen Tischseite ebenfalls eine Entdeckung: In der Speisekarte nur in den Komponenten angegeben (wie es heutzutage vielfach üblich ist), entpuppt sich die Kombi „Gegrillter Spargel/ Petersilie/ Topinambur/ Schweinebauch“ (14 Euro) als Gaumenschmaus - vor allem die großen Happen vom mundenden Schweinebauch und die tiefgrüne Petersilienjus. Auch fällt die Portion nicht so klein aus, wie es in Restaurants der gehobenen Küche oft gängig ist. Dennoch: Der nächste Gang kann kommen - dieser Auftakt hat Appetit auf mehr gemacht.
Was dann von der freundlichen Bedienung serviert wird, erfüllt die Erwartungen voll und ganz. Ein wunderbar weiches Filet vom Heilbutt zu Kartoffelpüree, Fenchel und gegarten Kopfsalatherzen, garniert mit Erbsenzöglingen (29 Euro). Ein rundum gelungenes Gericht. „Der Teller wird als Komposition gesehen“, sagt Hoteldirektorin und Restaurantleiterin Eileen Marron. Gute Zutaten, gern saisonal gewählt, stehen dabei im Fokus. Das schmeckt man. Beilagen spielten für den aus Sachsen stammenden Küchenchef Robert Klaus nicht - wie so oft - eine Nebenrolle, sagt sie. „Auf ihnen liegt das Hauptaugenmerk.“ Auch der passende Wein, unter anderem natürlich Tropfen aus der Region, wird als sehr wichtig erachtet.
Mit welcher Kreativität die Beilagen behandelt werden, zeigt eindrucksvoll Hauptgericht zwei: Kaninchenrücken-Filet mit Gewürzrotkohl, Sellerie und Luftkartoffel. Mit Betonung unsererseits auf Letzterem. Keine Frage: Alles andere war ebenso köstlich, aber diese Luftkartoffel - eine Art Soufflé - ist, wie wir finden, die perfekte Kombination aus Gewohntem und Neuem.
Ein Erlebnis sind auch die Eierkuchen mit Nougat, Apfel und Koriander (12 Euro). Wer Teigröllchen mit Nutella erwartet - weit gefehlt! Hier verbinden sich Eierkuchen und Nougat zu einer Art Törtchen. Ein Traum. Fast unnötig zu erwähnen, dass auch die Rhabarber-Mousse mit dreierlei Vanille und Orange aus dem Menü wunderbar war.
Fazit: Es lässt sich toll speisen in dem neuen Naumburger Restaurant. Man könnte auch sagen: Es war zur vollsten Zufriedenheit.
Der Artikel stammt aus der Mitteldeutschen Zeitung vom 29./30. April 2017
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